„Schaffe, schaffe, Häusle baue“ – dieser berühmte Spruch über die Lebensmoral der Schwaben scheint langsam den Lebensstil unserer Gemeinde zu spiegeln. Schaut man auf die Häufigkeit, nach der unsere Gemeinde ihre Gebäude baut, kommt man auf die Zahl 20. Vor 20 Jahren hat die Gemeinde ihr jetziges Gemeindezentrum gebaut. Im Jahr 2019 wird schon wieder gebaut. Ist das ein kultureller Instinkt? Nach dem Motto: „Die CG, des isch a Schafferle. Hanoi, so muss des sei. Schaffe, schaffe, Häusle baue. Weisch doch?“
Ich denke, dass eher andere Motive unser Bauvorhaben bestimmen: Es ist mehr das Verlangen nach Vergrößerung und Erneuerung. Dieses Verlangen liegt in der Natur eines wachsenden Organismus. Die Gemeinde Jesu ist ein geistlicher, immer wachsender Organismus. In seinem Wachstum ist das Bedürfnis nach Erneuerung und Erweiterung vorprogrammiert. Ähnlich wie bei den Symptomen einer gesunden Entwicklung im Pubertätsalter. Da kann einem das eigene kuschelige Zimmer im Elternhaus plötzlich zu klein vorkommen. Darum sucht man die Weite und den größeren Raum, wo der weite Horizont des Lebens erlebt und entdeckt werden kann.
Und darum ist die aktuelle Häusle-Bau-Phase unserer Gemeinde im wahrsten Sinne dieses Wortes neu. Wir verlassen nicht nur das gewohnte Gemeindezentrum, sondern den Geburts- und Kindheitsort der Gemeinde. Wir ziehen nicht bloß in eine andere Ortschaft um. Nein. Wir ziehen in ein neues unbekanntes Leben um. Wir gehen auf eine Expedition ins unbekannte Land. Wie der Apostel Paulus, der nach 15 Jahren des stillen Lebens in seiner Heimatstadt von Gott berufen wurde, die ganz große Welt zu seinem Wirkungskreis zu machen.
Weil der Aufbruch ins Neue ein gesundes Symptom des geistlichen Wachstums ist, dürfen wir uns zu diesem neuen Aufbruch ins Jahr 2019 gratulieren. Wir dürfen in das neue Jahr mit vielen Erwartung, viel Neugier und Abenteuerlust eintreten. Schließlich – und das ist das Wichtigste: Gott selbst liebt solche Reisen. Symbolisch gesprochen ist er der reisefreudige Gott, der sich einst aus seiner vollkommenen und sicheren Welt auf eine gefährliche und ungemütliche Reise zu uns Menschen gewagt hat. Daraus ist viel Gutes für uns Menschen entstanden.
Ein gesegnetes Jahr wünscht euch
Pastor Alexander Stavnichuk